Liebes Archiv … Einträge vom Dezember 2007

Reise mit Mama.


Solange ich mich noch erinnern kann, hier ein paar Details von der Reise mit Mama, sie war übrigens in meiner bisherigen Karriere die einzige Verwandte, der ich meine Eisenschweine zeigen konnte. Doch das nur nebenbei.
Vor lauter Möglichkeiten fällt die Wahl des Reisezieles auf den Süden, vielleicht weniger kalt als gen Norden, hmm. Genua verschließt sich vor uns vor Kälte, ich bin wohl eher den kleineren Siedlungen wohlgesinnt, also weiter an der Küste gen Südosten, raus aus dem Dunstkreis der Stadt, nach Camogli, kurz vor Portofino, da war ich noch nicht, wir streifen durch die Gassen, als wir Hotelzimmer gefunden haben, bin ich gleich viel entspannter, die Tage sind so kurz im Winter, aber die Restaurants machen trotzdem zur selben Zeit auf. Mit Blick auf den Strand dinieren wir angemessen, mehr ist hier aber nicht los.
Am nächsten Tag geht es weiter in den Nationalpark, den ich ja schonmal besucht habe, das Dorf Corniglia ist noch übrig, es thront auf seinem Felsen und hat sich jetzt ganz in sich zurückgezogen, eine grobe Treppe nur führt ans Meer, wir lassen uns Salami und Käse in einer gemütlichen kleinen Butze in einer der schmalen Gassen schmecken.
In Portovenere, am Südzipfel des Nationalparks, gegenüber von La Spezia, das auch diesmal wieder unbesucht bleibt, ist es auch kalt, aber ganz nett. Das Castello Doria bietet aber nicht mehr als einen schönen Ausblick auf die Kirche San Pietro auf dem Felsen. Die Sonne geht schon wieder unter! Mit dem Zimmerschlüssel sicher in der Hand schleichen wir herum, wenn die Sonne so früh schlafen geht, ist die Zeit zum Abendessen verdammt lang und arschkalt, ein Cappucchino und ein Aperitif helfen darüber hinweg.
Und schon ist der Sonntag da, wir schießen nach Florenz in der Hoffnung auf Sonne und etwas angenehmere Temperaturen, is aber nicht! Nach einem mäßigen Cappucchino am Dom für stattliche vier Euro ersteige ich die vierhundertvierzehn Stufen bis unters Dach des Glockenturms und erhalte einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Ohne Stadtplan und mit Orientierung über die Schultern anderer Touristen geht es zum Palazzo Vecchio, den Uffizien, der Ponte Vecchio und dem Palazzo Pitti, einst Sitz der Medici und einziges Museum das wir durchstreifen und bereuen es nicht. Aber es wird nicht wärmer! Die Sonne ist schonwieder weg! Schnauze voll und zurück nach Vercelli ins traute zweite Heim!
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[] Cinque Terre / Florenz / Sonntag, 16. Dezember 2007

É pericoloso sporgersi.

ie früheste Berührung mit der italienischen Sprache, die mir jetzt in den Sinn kommt, mal von der San-Remo-Schallplatte im Wohnzimmer abgesehen - Quo vadis? darf man ja wohl nicht mitzählen - ist dieser Spruch auf dem Warnschild am Fenster der Eisenbahnwaggons der Deutschen Reichsbahn. Wer versteht, warum alles ausgetilgt wurde, was ans Reich erinnert, nur nicht der Name des staatlichen Schienenbeförderungsunternehmens, darf mich gern aufklären. Ebenfalls darf man mich gern aufschlauen, ob man mit dem geflügelten Rad so tief ins nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet eindringen konnte oder ob die Sterne des Fünfjahrplans für teure Devisen ihren Weg an den Stiefel fanden und man für ein paar Zweiteklassewaggons, die der italienischen Qualitätskontrolle nicht standgehalten hatten sodaß sie nur im eigenen Land eingesetzt werden konnten, nicht die Arbeitskräfte frei hatte um die komischen Schilder wieder abzubauen, und gegen rumänische oder ähnlich hilfreiche auszutauschen. Oder waren hier sogar philosophierende Werktätige involviert, die eine nachdenkliche Botschaft unters reisende Volk brachten? Kein Ahnung. Es werden Zeitzeugen gesucht.
Jedenfalls fing mich die Magie dieser unbekannten Worte ein, ihre Bedeutung blieb mir lange unbekannt wie auch ihre Herkunft, und ich murmelte sie wie Zaubersprüche vor mich her - vielleicht, möglicherweise trügen mich ja auch wieder meine unzuverlässigen Erinnerungen. Es ist gefährlich, sich zu weit herauszulehnen.

[] Vercelli / Dienstag, 11. Dezember 2007

Invierno Vercellese - Vercellesischer Winter.


Der is in Italien. Neid keimt auf. Immer schönes Wetter, Sonnenschein. La dolce vita, tutti i giorni, sempre! Von wegen! Die Hand vor Augen kann man heute abend nicht sehen vor lauter Wassertropfen in der Luft! Den ganzen Tach schon! Ganz milchig kommen nun am Abend die Weihnachtssternchen und -blümchen daher, die bunten Bäumchen stehen einsam. Niemand ist freiwillig auf der Straße. Vercelli geht in sich.

[] Vercelli / Montag, 10. Dezember 2007

Schatten über Oropa. Unterwegs am ersten Advent.


Die Provinz Vercelli ist, wie jeder weiß, recht eigentümlich geformt, wie ein abgenagter Knochen nämlich. Die Hauptstadt liegt unterhalb der Schmalstelle und lange muß man nicht fahren, um in eine andere Provinz zu gelangen. Zum Beispiel nach Biella. Einfach nordwestlich raus aus Vercelli, da isses ausgeschildert. Wir haben nebenbei noch das alte Castello in Quinto Vercellese, quasi ante portas, mitgenommen, den kleinen Bastelmarkt, aber für einen Nachmittag war das doch zu wenig Sehenswertes. Also weiter, vorbei an der Provinzhauptstadt und bergauf, dahin wo die Straßen immer schmaler werden und schon Schneekettenschilder angepinnt sind, wo die Sonne schon nicht mehr hinscheint an einem Winternachmittag, leider. Aber wer kann das alles wissen, und wenn er es weiß, läßt er sich davon abhalten. Vielleicht.
Überraschend, wieviele Autos den Parkplatz hier oben bevölkern. Die Kapellen des Heiligen Berges sind nur Nebensache hier oben, wo das Santuario di Oropa die Szene dominiert. So wie am Schloß Charlottenburg geht man durchs Tor auf den Hof, hat man aber das Observatorium unterquert, sieht es nicht mehr aus wie an der Spree: Die Biellesischen Voralpen mit dem Monte Mucrone bilden den Hintergrund, leicht beschneit. Wie gesagt, ist hier oben nix mehr mit Sonne zu dieser Zeit, die Bergluft ist rein aber frisch, man ist geneigt, einzukehren und einen Cappuccio zu nehmen.
Der Nachmittag war dann schon zu weit fortgeschritten, als daß man in den stockdunklen Kapellen des Heiligen Berges noch irgendeine Geschichte hätte lesen können, der monumentale Friedhof mit seinen vielen Mausoleen gab auch nicht viel mehrher, von einigen verschwommenen Gruselfotos abgesehen. Kein Rascheln und kein Vogel waren zu hören. Aber so leicht läßt man sich heutzutage ja nicht mehr schauern, oder?

[] Santuario di Oropa / Sonntag, 02. Dezember 2007

...und hier geht's weiter in die Vergangenheit.